Sie wurden in den letzten Jahren in Deutschland immer beliebter: die Beach Clubs. Künstlicher Sand, Palmen und eine Strandbar verwandelten Innenstädte in Frankfurt, Hamburg oder Essen in Urlaubsorte und gaben einen Hauch von Copacabana. Berlin hatte vor knapp 20 Jahren jedoch ein echtes Original aus Brasilien: Marcelinho. Mit dem gebürtigen Namen Marcelo dos Santos wurde er 1975 in Campina Grande (Bundesstaat: Paraíba) geboren. Seine Karriere nahm in São Paulo das erste Mal bei den drei Klubs FC Santos, Rio Branco und FC São Paulo Fahrt auf. Nach dem ersten Versuch, bei Olympique Marseille in Europa Fuß zu fassen, ging es, nach kurzer Rückkehr nach Brasilien zu Gremio, dann in die deutsche Hauptstadt. Für 7,5 Millionen Euro Ablöse war Marcelinho endlich bei Hertha BSC angekommen. Und er sollte für Aufsehen sorgen…

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Zweimal “Tor des Monats”

Nicht nur optisch fiel der Brasilianer in Berlin gleich auf: pinke Schuhe und blondierte Haare waren sein Markenzeichen. Es waren jedoch eindeutig seine technischen Fähigkeiten, die Marcelinho zu einer Hertha-Legende machten. Traumtore, Spielmacherqualitäten, ein exzellenter Freistoßschütze und ein Vorlagengeber mit Übersicht, kurzum: Marcelinho hatte alles. Somit ist es kein Wunder, dass er sogar zweimal das Tor des Monats in Deutschland erzielen konnte.

Beim Ligapokal, den Hertha 2000 und 2001 gewinnen konnte, hämmerte Marcelinho den Ball gegen Bayer Leverkusen im Halbfinale 2001 außerhalb des Strafraums gnadenlos in die Maschen. Der hatte genau gepasst und so sahen es auch die deutschen Fußballfans, die den Treffer zum Tor des Monats Juli 2001 kürten.

Doch Marcelinho setzte in der Bundesliga gegen den SC Freiburg noch einen drauf. Im April 2005 konnte sich der versierte Techniker den Ball nach einer Freiburger Ecke sichern und lief in Höhe des Mittelkreises auf die entblößte Abwehr der Badener zu. Marcelinho hätte die Sprinterqualitäten gehabt, um weiter auf das gegnerische Tor zuzulaufen. Völlig unerwartet jedoch, fasste er sich ein Herz und schoss aus sage und schreibe 48,3 Metern aufs Tor. Und der Ball landete im Netz. Dieses Tor wird als eines der Schönsten im Berliner Olympiastadion in Erinnerung bleiben und war natürlich Tor des Monats.

Mit 65 Toren in 165 Spielen war die Zeit bei Hertha BSC mit Abstand die Erfolgreichste in der Karriere von Marcelinho. Man erinnert sich gerne an den Brasilianer in der Hauptstadt, der sich in Berlin äußerst wohl fühlte.

Weltenbummler Marcelinho

Marcelinho war vor und nach seinen fünf Jahren bei Hertha nie wieder so erfolgreich und doch haben seine weiteren Stationen durchaus Bedeutung. Der Brasilianer spielte bei 25 verschiedenen Vereinen und beendete seine Karriere im März 2020 – im Alter von 44 Jahren. Selbst ein Schlaganfall im Jahre 2018 hinderte ihn nicht daran, weiter Fußball zu spielen. Seine Liebe zu diesem Sport scheint bis heute grenzenlos. Und es muss nicht immer die große Bühne sein, denn heute trainiert Marcelinho einen Drittligisten in Brasilien, fernab vom Ruhm und Medienrummel. In Berlin wird er bei der Hertha jedoch immer für Spektakel in Erinnerung bleiben, in einer Zeit, als Marcelinho Samba-Fußball ins Olympiastadion brachte. Ohne Frage, eine Hertha-Legende.