Viele Pokale sollten in den nächsten Jahren folgen. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren holte Graf die erstaunliche Zahl von 22 Grand-Slam-Titeln, während Becker sechs Grand-Slam-Titel für sich entschied. Die beiden gewannen dazu auch noch olympische Goldmedaillen.

Michael Stich setzte noch einen drauf und gewann 1991 Wimbledon, als er Becker in einem rein deutschen Finale schlug. Auch er holte im Jahr darauf eine olympische Goldmedaille.

 

Kerber muss den Staffelstab an die nächste Generation weitergeben

Die deutschen Tennisfans blicken nun wehmütig auf diese goldenen Zeiten zurück. Die Pokalflut ebbte nach Grafs Rücktritt 1999 ziemlich ab.

17 lange Jahre mussten die Fans auf die nächste Grand-Slam-Siegerin warten. Angelique Kerber beendete die Durststrecke 2016, als sie die Australian Open und die US Open gewann. 2018 folgte Wimbledon. In den darauffolgenden Jahren konnte sie diese Erfolge jedoch nicht wiederholen.

Kerber ist jetzt 34 Jahre alt. Seit 2018 hat sie kein Grand-Slam-Finale mehr erreicht, und sie scheint über ihren Zenit hinaus zu sein.

Nun ist es an der nächsten Generation, den Staffelstab zu übernehmen. Können die Nachwuchsspieler:innen an die goldenen Zeiten des Tennis anknüpfen, als Graf, Becker und Stich regierten?

Wir werfen einen Blick auf die vielversprechendsten Talente und analysieren ihre Erfolgschancen.

media

 

Viele Talente im Breitensport

In Deutschland gibt es 5 Millionen aktive Tennisspieler, was Tennis zu einer der beliebtesten Sportarten des Landes macht.

Viele dieser Spieler wurden durch die Heldentaten von Graf und Becker inspiriert, die in der Aufbruchstimmung nach der deutschen Wiedervereinigung die Öffentlichkeit begeisterten.

Der Deutsche Tennisbund ist mit rund 1,4 Millionen Mitgliedern der größte der Welt, so dass es grundsätzlich einen großen Talentepool gibt.

 

Eine Nation setzt ihre Hoffnungen auf Zverev

Alexander Zverev ist zweifellos der Hoffnungsträger, um Deutschland in ein neues goldenes Zeitalter zu führen.

Der gebürtige Hamburger erregte erstes Aufsehen, als er 2014 einen Challenger-Titel gewann. Gerade 17 Jahre alt, war er damit einer der jüngsten Titelträger der Geschichte.

Doch so richtig bekannt wurde Zverev erst 2016, als er sich bei den St. Petersburg Open seinen ersten ATP-Titel sicherte. In jenem Jahr schlug er auch den legendären Roger Federer und war damit der erste Teenager seit Becker 1986, der drei aufeinanderfolgende Siege gegen Top-10-Gegner verbuchen konnte.

Im Juli 2017 schaffte Zverev den Sprung in die Top 10 der Weltrangliste, nachdem er Novak Djokovic im Finale des Masters in Rom besiegt hatte. In diesem Jahr kletterte er bis auf Platz 3 der Weltrangliste und ist seitdem eine feste Größe in der Top 10.

 

Das deutsche Wunderkind war ganz nah dran

Zverev hat nun 19 Titel auf seinem Konto und gewann bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio Gold. Allerdings ist es ihm noch nicht gelungen, den ultimativen Titel, ein Grand Slam-Turnier zu gewinnen.

Seine eventuell beste Chance bot sich ihm auf dem Höhepunkt der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020. Rafael Nadal reiste in diesem Jahr nicht nach New York, um seinen US-Open-Titel zu verteidigen, während Federer sich von einer Knieoperation erholte. Es war das erste Mal seit 1999, dass beide bei einem großen Turnier fehlten. Zudem wurde Djokovic aus dem Turnier geworfen, weil er einer Linienrichterin nach einem verlorenen Punkt aus Frust den Ball an den Hals schlug.

Das Fehlen des Superstar-Trios bot Zverev die große Chance, den Titel zu gewinnen, doch er unterlag Dominic Thiem im Finale, das mit 2:6, 4:6, 6:4, 6:3, 7:6(8:6) zugunsten des Österreichers endete.

 

Ein bitter Rückschlag in Paris

Zverev war seit dem auf der Tour konstant stark unterwegs, hat es bisher aber noch nicht geschafft, die Leistungen in einen Sieg umzumünzen. Er erreichte das Viertelfinale der Australian Open 2021, das Halbfinale der French Open, das Viertelfinale in Wimbledon und das Halbfinale der US Open.

Bei den Australian Open 2022 musste er eine enttäuschende Niederlage in der vierten Runde einstecken, schlug aber zurück und erreichte das Halbfinale in RolandGarros.

Zverev zeigte eine starke Leistung gegen Nadal, musste jedoch nach einer schmerzhaften Verletzung gegen Ende des zweiten Satzes aufgeben. Den ersten Satz hatte er zwar im Tie-Break verloren, doch der zweite Satz war beim Stand von 6:6 sehr ausgeglichen. Es schien als ob er den Sandplatzkönig hätte enttrohnen können.

Es war ein harter Schlag für den so formstarken Zverev, der den Platz im Rollstuhl verlassen musste. Er wurde mittlerweile am Knöchel operiert und wird voraussichtlich mehrere Wochen lang ausfallen.

 

Verletzung verhindert, dass Zverev in Wimbledon topgesetzt wird

Zverev hätte als Weltranglisten-Zweiter, die Setzliste in Wimbledon angeführt. Es ist schade, dass er das Turnier verpasst hat, aber Rasen ist ohnehin nicht sein favorisierter Untergrund.

Zverev hat 77% seiner Spiele bei den French Open, 73% bei den Australian Open und 72% bei den US Open gewonnen, während es in Wimbledon bisher nur 65% waren. Im All-England Club ist er noch nie über die vierte Runde hinausgekommen und kann daher vielleicht besser mit einem Verpassen dieses Tuniers leben.

Zverev kann dies als Gelegenheit nutzen, sich neu zu motivieren, Kraft und Ausdauer zu tanken und den Sprung an die Spitze der Weltrangliste erneut anzugreifen. Er ist jetzt 25 Jahre alt, es ist also an der Zeit, dass er sein großes Potenzial in Siege ummünzt.

Als Nadal in Zverevs Alter war, hatte dieser bereits 10 Grand-Slam-Turniere gewonnen, Jugend ist also keine Ausrede mehr. Er hatte zweifellos das Pech, in einer Zeit zu spielen, in der Nadal, Djokovic und Federer - die erfolgreichsten Spieler aller Zeiten - in einem Dreikampf das Herrentennis dominierten. Diese Vorherrschaft scheint aber langsam zu Ende zu gehen und es ist an Zverev, sich diese Chance zu eigen zu machen.

 

Becker glaubt an Zverev

Becker glaubt, dass Zverev noch die Chance hat, "der erfolgreichste deutsche Spieler aller Zeiten zu werden", und glaubt, dass er bald die Nummer 1 der Welt sein wird, sagt aber, dass er "ein oder zwei Grand Slams" gewinnen muss, um das zu erreichen.

"Sicherlich ist ein ATP-Finals-Titel ein absolutes Highlight in seiner Karriere - das hat er zweimal gewonnen - und der Sieg bei den Olympischen Spielen war sicherlich einzigartig, aber der nächste große Triumph muss ein Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier sein", sagte Becker kürzlich im Eurosport Podcast „Das Gelbe vom Ball“. "Dann kommt er seinem Traum ein Stück näher."

 

Wer kommt da noch?

Unter den Top-100 der ATP-Rangliste befinden sich vier weitere Deutsche: Daniel Altmaier, Oscar Otte, Peter Gojowczyk und Dominik Koepfer.

Otte, Gojowczyk und Koepfer sind schon seit Jahren dabei, ohne jedoch das oberste Niveau zu erreichen. Bei Daniel Altmaier ist dieser Sprung vielleicht noch möglich.

Im Jahr 2020 erreichte er im Alter von 21 Jahren die vierte Runde der French Open. Inzwischen ist er die Nummer 53 der Weltrangliste, hat aber noch keinen Titel gewonnen und in seiner bisherigen Karriere nur einen Sieg gegen einen Top-10-Spieler errungen.

Das bestärkt den Eindruck, dass die Hoffnungen der Nation auf Zverev ruhen.

 

Eine talentierte Generation nähert sich dem Ruhestand

Bei den Frauen sieht es nicht viel besser aus. Julia Görges und Anna-Lena Groenefeld haben sich zurückgezogen. Kerber wird ihnen wahrscheinlich bald folgen, ebenso wie Andrea Petkovic und Sabine Lisicki, die 34 bzw. 32 Jahre alt sind.

Petkovic, die frühere Nummer 9 der Weltrangliste, hat ihre beste Platzierung bei einem Grand Slam vor acht Jahren erreicht, als sie bei den French Open im Halbfinale stand. Sabine Lisicki, Wimbledon-Finalistin von 2013, ist nach einigen verletzungsgeplagten Jahren aus den Top 100 der Weltrangliste gerutscht.

Barbara Rittner, Chefin des Damentennis beim Deutschen Tennis Bund, spricht bei Tennis.com von einem "erschreckenden Gesamtbild". Sie blickt nun auf einen neuen Nachwuchsjahrgang. "Wunder sind am Anfang nicht zu erwarten", räumt sie ein. "Wir brauchen viel Geduld, aber wir werden die besten Talente so schnell und so behutsam wie möglich an den Profibetrieb heranführen."

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Kann Niemeier die ruhmreichen Zeiten nach Deutschland zurückbringen?

Inmitten all der Tristesse gibt es einen Lichtblick: Jule Niemeier. Die 22-Jährige tauchte erst im vergangenen Jahr auf der Bildfläche auf, als sie bei den Internationaux de Strasbourg als Qualifikantin das Halbfinale erreichte.

Dort unterlag sie zwar der späteren Siegerin Barbora Krejčíková, doch das reichte aus, um die leicht verzweifelten deutschen Tennisfans in Aufregung zu versetzen.

Anschließend erreichte Niemeier das Halbfinale der European Open in Hamburg, wo sie gegen Petkovic verlor, und schaffte es bei ihrem Grand-Slam-Debüt in die dritte Runde von Wimbledon.

In diesem Jahr gelang ihr der Sprung in die Top 100 der Weltrangliste, und die Zukunft sieht für das junge Talent vielversprechend aus. Niemeier ist mit einem starken Aufschlag, einer starken Vorhand, natürlicher Athletik und der Finesse gesegnet, in den richtigen Momenten heikle Schläge auszuführen, sodass sie eine glänzende Zukunft vor sich haben sollte.

Könnten Niemeier und Zverev die nächsten Graf und Becker werden? Das ist vielleicht ein wenig optimistisch, aber ihr Potenzial zeigt, dass noch nicht alle Hoffnung für das deutsche Tennis verloren ist.

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