Eintracht Frankfurt: Zauberfußball am Riederwald
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Wenn es um kreative Fußballspieler geht, hat die Frankfurter Eintracht wahrlich einige Geschichten zu erzählen. Eine ganz besondere Zeit waren die 90er-Jahre, in denen die Adler die ein oder andere Abwehr in Europa und in der Bundesliga schwindelig spielten. Ein unvergessener Techniker, der im Waldstadion regelmäßig für Furore sorgte, erblickte 1973 im nigerianischen Enugu das Licht der Welt.
Augustine Azuka Okocha, genannt Jay-Jay Okocha, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, was ihn aber nicht daran hinderte, Tag ein Tag aus Fußball zu spielen. “Wir spielten quasi mit jedem möglichen Gegenstand Fußball”, erzählte Jay-Jay einst der BBC.
Seine Karriere in Deutschland begann so, wie es heutzutage sicher nicht mehr üblich ist. Okochas damaliger Freund Binebi Numa war Vertragsspieler bei Drittligist Borussia Neunkirchen im Saarland. Jay-Jay begleitete Numa eines Tages zum Training und durfte, ohne Angestellter des Vereins zu sein, mittrainieren. Das Talent des Nigerianers wurde daraufhin schnell entdeckt und der kometenhafte Aufstieg begann mit einem Vertrag in Neunkirchen und nach einem kurzen Aufenthalt in Saarbrücken war Jay-Jay Okocha in der Bundesliga angekommen – natürlich bei der Eintracht!
Die Europapokaljahre
Genau wie es heutzutage endlich wieder der Fall ist, spielte Frankfurt Mitte der neunziger Jahre öfters im UEFA-Pokal (heute bekannt als Europa League). Und das mit Erfolg! 1994 und 1995 erreichte man jeweils das Viertelfinale. Immer mit dabei: Jay-Jay Okocha. Zwar scheiterte man unter den letzten Acht an Austria Salzburg und ein Jahr später an Juventus Turin, die Europapokalnächte im Waldstadion bleiben aber unvergessen.
In der Bundesliga waren ebenfalls Erfolge zu verzeichnen. 1992 und 1993 beendeten die Adler die Saison jeweils als Tabellendritter, 1994 wurde man Fünfter.
Okocha erzielte in 90 Spielen im Eintracht-Trikot 18 Tore. Zudem war der Nigerianer für seine Torvorlagen bekannt. Technisch war Okocha zu seinerzeit sicher einer der Besten und an einem Dienstagabend im August 1993 sollte Jay-Jay ein Stück Bundesliga-Geschichte schreiben.
Das Jahrhunderttor gegen Oliver Kahn
Am 5. Spieltag der Saison 1993/94 trat die Eintracht zuhause gegen den Karlsruher SC an. Im Tor der Badener stand kein Geringerer als Oliver Kahn, der in der 87. Minute wohl eines seiner bittersten Gegentore einstecken musste. Beim Stand von 2:1 und einem Gegenzug standen vor Okocha und dem 3:1 “nur” noch die Abwehr des KSC und eben jener Olli Kahn. Okocha tanzte nicht nur den Keeper gnadenlos aus, sondern spielte mit den Defensivmannen Katz und Maus, bevor er selbstbewusst in die lange Ecke vollstreckte. Es ist das Jahrhunderttor von Eintracht Frankfurt und wurde als Tor der Bundesliga-Saison ausgezeichnet. Ein Volltreffer für die Ewigkeit, der Okocha immer mit den Hessen verbinden wird, unabhängig von seinen weiteren Stationen bei Fenerbahce, Paris Saint-Germain, Bolton Wanderers und Hull City.
Internationale Erfolge
Es kommt nicht überraschend, dass Okocha auch in der Nationalelf bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Für Nigeria war der heute 48-Jährige bei den Weltmeisterschaften 1994 und 1998 im Einsatz und war Teil des “Dream Teams”, welches bei den Olympischen Spielen 1996 die Goldmedaille holte. Beim Afrika-Cup 2000 zollten die Fans Jay-Jay Okocha den verdienten Respekt: Beim Eröffnungsspiel gegen Tunesien traf er doppelt und wurde bei seiner Auswechslung von 60.000 Fans mit Standing Ovations verabschiedet. Okocha ist somit sowohl in Nigeria als auch am Riederwald eine Legende.