Er ist der Held und vermutlich der Beste der Besten an diesem Sonntagabend: der Most  Valuable Player des 57. Super Bowls der NFL. Der wertvollste Spieler des Endspiels wird von Journalisten und Zuschauern gewählt und erhält seit 1991 die Pete-Rozelle-Trophy. Die Auszeichnung gibt es seit dem ersten Super Bowl 1967 und wird meistens einem Spieler aus den Reihen des Siegerteams verliehen – einzige Ausnahme: der Linebacker Chuck Howley von den Dallas Cowboys 1971. Bislang wurden 41 Offensivspieler, davon 22 Quarterbacks, aber nur 10 Defensivspieler ausgezeichnet. Die Dallas Cowboys, die Pittsburgh Steelers und die New England Patriots haben jeweils sechs Mal den MVP gestellt.

Beim Duell der Eagles gegen die Chiefs könnte erneut ein Spieler aus der Offensive zum MVP gekürt werden,denn zwei Duelle werden das Spiel am 12. Februar im State Farm Stadium in Glendale, US-Bundesstaat Arizona, prägen.

 

Dominator gegen Durchstarter

Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes (27 Jahre) ist der Dominator der Liga und bester Passgeber der abgelaufenen Saison. Das macht ein Blick auf die Statistiken deutlich: Er hat das beste QB-Rating (77,7), die meisten Touchdowns (45), das zweitbeste Passer-Rating (105,2), die zweitbeste PFF-Passer-Grade (88,6) und die meisten Spiele gewonnen, wobei er sich diese Statistik mit seinem Kontrahenten Jalen Hurts von den Eagles teilt (jeweils 13 Siege). Übrigens: 67,1 Prozent seiner Pässe sind in dieser Saison beim Mitspieler gelandet. So viele wie nie zuvor in der Karriere von Mahomes.

Offenbar kennt der Superstar in dieser Saison auch keine Schmerzen: Er spielt mit einem geprellten Knöchel und humpelt sogar bei Spielzügen. Im Halbfinale gegen Cincinnati (23:20) konnte er kaum laufen. Aber im letzten Spielzug sorgte er für die Entscheidung. Die Chiefs konnten das entscheidende Field Goal kicken.

 

Improvisationstalent gegen variable Läufe

Mahomes Spielstil ist charakteristisch für eine neue Generation von Quarterbacks. Er improvisiert gern und das tut er meisterhaft. Jagt ihn die Defensive, wirft er das Ei manchmal per Unterhandwurf oder seitlichem Anspiel zu seinem Mitspieler. Somit wird es für den Gegner noch schwieriger, gegen ihn zu verteidigen. Außerdem besitzt Mahomes ein Talent wie kein anderer: Niemand dechiffriert die Bewegungen, die Züge des Gegners so blitzartig wie er. Er erkennt, was andere erst viel später sehen, dann, wenn es längst vorbei ist. Daraus hat er ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickelt, die es ihm erlauben, so nervenstark und abgebrüht zu spielen.

Und was zeichnet seinen Kontrahenten von den Adlern aus Philadelphia aus? Jalen Hurts (24 Jahre) spielt schlicht und einfach die beste Saison seines Lebens. Der junge Quarterback gehört mit 22 geworfenen und 13 erlaufenen Touchdowns zur Ligaspitze. Die 13 erlaufenen Touchdowns zeigen, dass Hurts nicht der klassische Werfer ist. Mal läuft er selbst, mal läuft ein Running Back, mal gibt’s einen kurzen Pass. Dieses variable Spiel macht es für die gegnerische Verteidigung schwierig, sich darauf einzustellen und zu reagieren. Allerdings sind Läufe für Quarterbacks aufgrund der harten Tackles brandgefährlich. Das gilt auch für Hurts, der jetzt schon mit Verletzungen zu kämpfen hat.

 

Bruder gegen Bruder

Und dann gibt’s noch das Duell der Brüder. Zum ersten Mal in der Geschichte des Super Bowls spielen zwei Brüder gegeneinander: Jason (Eagles) und Travis Kelce (Chiefs). Beide gehören auf ihren Positionen zu den Besten der NFL: Jason ist bei den Eagles Center, Travis bei den Chiefs Tight End und eine wichtige Anspielstation für seinen Quarterback. In fünf Play-off-Spielzeiten erzielten Kelce und Mahomes gemeinsam 13 Touchdowns. Nur Tom Brady und Rob Gronkowski von den New England Patriots liegen mit 15 Touchdowns und vier gemeinsamen Super-Bowl-Siegen davor.

 

Die Top Five der MVPsTom Brady ist ein gutes Stichwort: Der Quarterback gewann mit den New England Patriots und den Tampa Bay Buccaneers nicht nur sieben Mal den Super Bowl, sondern wurde auch fünf Mal als MVP ausgezeichnet (2002, 2004, 2015, 2017, 2021). Er führt die Liste der Besten der Besten an. Auf Platz 2 der Liste steht Joe Montana. Der Spielmacher der San Franzisco 49ers gewann vier Mal den Super Bowl und wurde drei Mal zum MVP des Spiels gewählt (1982, 1985, 1990). Jeweils zwei Mal wurden die Quarterbacks Bart Starr von den Green Bay Packers (1967, 1968), Terry Bradshaw von den Pittsburgh Steelers (1979, 1980) und Eli Manning von den New York Giants (2008, 2012) zu MVPs gewählt. Mit Ausnahme dieser fünf Quarterbacks erhielt kein anderer Spieler diese Auszeichnung zwei Mal. Superstar Patrick Mahomes hat am 12. Februar die Chance, sich zu den illustren Fünf zu gesellen. Er wurde 2020 schon einmal als Super Bowl MVP ausgezeichnet.