Darts muss sich vor traditionellen und etablierteren Sportarten also keineswegs verstecken. In den vergangenen Jahren hat sich der Sport in Deutschland einen Namen gemacht. Einen Status, den einige andere Sportarten mit einer Mischung aus Unverständnis und Bewunderung beäugen - bedenkt man, dass die Darts-Stars nicht selten weniger athletisch erscheinende, manchmal bierbauchige Herren mittleren Alters mit nachlassendem Haarwuchs oder wilden Frisuren sind. Doch warum hat es gerade Darts zu einem solchen Ruhm geschafft, wo doch „nur” mit kleinen Pfeilen auf eine Scheibe geworfen wird? Betway Sportwetten beleuchtet, wie es Darts vom „Kneipensport” zum TV-Millionen-Ereignis geschafft hat und fasst abschließend zusammen, auf welche Faktoren dies zurückzuführen ist. Doch zunächst ein kleiner Blick in die Geschichte...

„Darts ist kein Glücksspiel!” - Der Weg zum anerkannten Sport

Der moderne Dartsport geht wohl auf die Zeit um 1900 in den damaligen englischen Industriezentren London, Yorkshire und Manchester zurück. Der Name „Darts” stammt hingegen aus dem Französischen. Bei Schlachten verwendeten die Franzosen kleine, speerähnliche Wurfpfeile als Waffen, die sich Darts nannten. Im Jahr 1908 fand ein historischer Gerichtsprozess statt, der den Siegeszug des Sports einleitete: Das Wetten auf Glücksspiele war zu dieser Zeit in Pubs strengstens verboten. Ob Darts als Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel einzustufen sei war noch nicht eindeutig festgelegt. Als nun der Gastwirt Jim Garside in Leeds wegen illegaler Wetten auf Darts angeklagt wurde, hatte er eine unkonventionelle Verhandlungstaktik vor Gericht: Er nahm den besten Dartspieler der Umgebung, William Anakin, mit in den Gerichtssaal und ließ ihn vor den Augen aller Anwesenden seine Treffsicherheit demonstrieren. Nach drei Treffern in die Zwanzig versuchte ein Gerichtsdiener ihm dies gleichzutun – vergebens. Er traf nur einmal die Scheibe. Das finale Urteil lautete: „Darts ist kein Glücksspiel!“ Somit durfte offiziell in Pubs gespielt werden.

Der Weg zur professionellen Organisation und Vermarktung

Schnell stieg die Popularität des Sports, bis sich der Dartssport in England Ende der 80er Jahre auf dem Höhepunkt befand. 1973 wurde mit der British Darts Organisation (BDO) die erste professionelle Organisation ins Leben gerufen. Erstmals wurden einheitliche Regeln sowie Maße, wie Distanz oder die Dimensionen, in denen sich eine Dartscheibe aufteilt, festgelegt. Mit der Gründung der World Darts Federation (WDF) im Jahr 1976 gelang der Schritt zum internationalen Verband. Der Sport erlangte zusehends mediale Aufmerksamkeit, wodurch bei einigen Profis der Ruf nach einer professionellen Vermarktung laut wurde. In Folge kam es zum historischen „Darts-Split“, bei dem sich 16 Dartprofis von der BDO trennten und 1992 den Grundstein für die heutige Professional Darts Corporation (PDC) legten. Sie schafften es, den Sport in seiner Vermarktung voranzutreiben. Vor allem der britische Sportfunktionär Barry Hearn, der die PDC 2001 mehrheitlich kaufte, forcierte die mediale und internationale Vermarktung und verhalf dem Sport so zu seiner steigenden Popularität.

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Lukrative Preisgelder in Millionenhöhe

Mittlerweile sind einige Top-Dartsspieler Multimillionäre, die vor allem bei der WM finanziell richtig absahnen können. Während bei der WM im Jahr 1994 noch Preisgelder von insgesamt 64.000 £ ausgeschüttet wurden (der Sieger erhielt damals 16.000 £), sind es seit dem Jahr 2019 bereits 2,5 Mio. £ (Sieger: 0,5 Mio. £). Die offizielle Weltrangliste im Darts, die sogenannte „PDC Order of Merit“, berücksichtigt die erspielten Preisgelder der Ranglistenturniere der letzten zwei Saisons und wird als Setzliste für Turniere herangezogen. Die aktuelle Order of Merit führt der walisische WM-Titelverteidiger Gerwyn „The Iceman“ Price mit knapp 1,3 Mio. £ an. Die besten 20 erhielten dabei in diesem Zeitraum zusammen Preisgelder von insgesamt mehr als 8,6 Mio. £. Der Niederländer Michael van Gerwen konnte in seiner Laufbahn bereits mehr als 9 Mio. € an Preisgeldern gewinnen, womit er die Rangliste der Spieler mit den höchsten gewonnenen Preisgeldern anführt, gefolgt vom Rekordweltmeister, dem Engländer Phil Taylor (ca. 8,5 Mio. €). Insgesamt schüttet die PDC mittlerweile jährlich etwa 17 Mio. € an Preisgeldern aus und man kann ohne Zweifel davon ausgehen, dass diese Summe bei anhaltendem medialem Boom und zunehmender internationaler Vermarktung in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird.

Lukrative Zusatzverdienste durch weitere Einnahmequellen

Obwohl ein festes Gehalt, wie bei anderen Sportarten, im Darts nicht üblich ist, sorgen die Preisgelder oftmals für die finanzielle Basis der Dartsspieler. Als zusätzliche Einnahmequellen dienen hochdotierte Werbe- bzw. Sponsoringverträge, Merchandising oder Gagen für private Events, wo die Stars für mehrere Tausend Euro pro Abend gebucht werden können. So sind einige Top-Spieler mittlerweile zu echten Marken geworden, die ihre eigenen Darts-Artikel (Pfeile, Scheiben, Trikots) vertreiben, und das sogar über ihre aktive Karriere hinaus. Dennoch gilt: Die Verdienstmöglichkeiten in der Breite sind nicht mit denen im Fußball, Basketball, Tennis oder Golf vergleichbar. Nicht alle Profis haben lukrative Sponsorenverträge und können vom Darts leben, insbesondere wenn man die laufenden hohen Reise- und Hotelkosten berücksichtigt, die notwendig sind, um an den internationalen Turnieren teilzunehmen. Schätzungsweise können nur etwa die besten 50 Spieler der Weltrangliste vom Darts leben. Alle anderen gehen zusätzlichen Haupt- oder Nebentätigkeiten nach.

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Mediale Aufmerksamkeit im TV und in den sozialen Medien

Ein Grund für den rasanten Anstieg der Preisgelder ist sicherlich die gleichzeitige Zunahme der medialen Berichterstattung in den letzten Jahren sowie die fortlaufende Internationalisierung. War der Sport anfangs vor allem auf der britischen Insel populär, erfreut er sich nun zunehmender Beliebtheit auf dem europäischen Festland, z.B. in Deutschland und den Niederlanden. So werden die Weltmeisterschaften von einem starken medialen Hype in TV, Internet und sozialen Medien begleitet, der sich längst nicht mehr auf England beschränkt. Im vergangenen Jahr wurde dieser Hype durch die außergewöhnliche Situation während der Corona-Krise begünstigt. In 130 Ländern wurden insgesamt 120 Stunden Live-Übertragung ausgestrahlt. Auch die digitalen Medien wurden ausgiebig bespielt - mit fast 1.000 Clips konnten über 45 Mio. Views im Nachgang der WM generiert werden. Die Organisatoren der PDC haben es in den vergangenen Jahren geschafft, aus einem relativ simplen Kneipensport, der im 1-gegen-1-Duell ausgetragen wird, zu einem Partyevent zu  machen, begleitet von wilden Fangesängen, bunten Kostümen und Oktoberfeststimmung, dem dank Internet, TV und sozialen Medien von überall aus der Welt beigewohnt werden kann.

Darts-Boom auch in Deutschland angekommen

In Deutschland übertrug SPORT1 im Jahr 2004 zum ersten Mal die Darts-WM. Seitdem konnte Darts auch hierzulande eine treue, große und weiterwachsende Fangemeinde verzeichnen. Die Sportart konnte sich auch auf dem deutschen Werbemarkt bei einer jungen, technik- und digitalversierten sowie kaufkräftigen Zielgruppe als hochattraktive Plattform positionieren. Von Vorteil ist hierbei sicherlich, dass das Event zwischen Jahresende und Neujahr in der relativ fußballfreien Zeit ausgetragen wird und somit fester Bestandteil des Sportkalenders werden konnte. Das Finale der WM 2019 verfolgten zum Beispiel in der Spitze über 2,2 Mio. Zuschauer bei einem Marktanteil von mehr als 14% bei den 14- bis 29-jährigen Männern. Dies zeigt, dass der Darts-Hype auch in Deutschland angekommen ist, obwohl Darts erst seit 2010 Mitglied des deutschen olympischen Sportbundes ist und auch erst seit 2018 öffentliche Fördermittel erhält (Der Deutsche Dartverband (DDV) wurde 1982 ins Leben gerufen). Anzumerken ist zudem, dass Dart im Jahr 2020 den größten relativen Mitgliederzuwachs aller (nicht-) olympischen Sportarten verzeichnen konnte (+16% Mitglieder)! Derzeit sind rund 16.000 Mitglieder unter dem Dach des DDV organisiert, die Dunkelziffer an Dartspielern wird dabei noch weitaus höher sein.  Der Rekord für die meisten Zuschauer vor Ort wurde im Jahr 2018 aufgestellt. Bei den German Darts Masters sorgten damals über 20.000 Fans für eine ausgelassene Party-Stimmung in der Gelsenkirchener Veltins Arena.

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Erfolg deutscher Dartsspieler als zusätzlicher Booster?

Für den Dartssport in Deutschland und dessen Vermarktung würde ein Erfolg eines deutschen Spielers bei der WM zweifelsohne von extrem großem Nutzen sein, ähnlich wie es in den Niederlanden zu beobachten war, wo die Erfolge von Spielern wie van Gerwen und van Barneveld den dort übertragenden Sendern Marktanteile von über 50 Prozent beschert haben. Der aktuell höchstplatzierteste deutsche Spieler ist der 38-jährige Gabriel „German Giant“ Clemens. Bereits vergangene WM hatte er mit dem ersten Achtelfinaleinzug eines deutschen Spielers Darts-WM Geschichte geschrieben. Neben Clemens treten auch Martin „The Wall“ Schindler (25), Florian Hempel (31) und Fabian „The Fabulous Fab“ Schmutzler (16) bei der kommenden WM an. Letzterer könnte für eine Riesen-Überraschung sorgen, da er der zweitjüngste Teilnehmer der WM-Geschichte ist und als jüngster Spieler in die Geschichte eingehen könnte, der ein Spiel gewinnt. Dennoch: Aktuell haben es heranwachsende Profis in Deutschland mangels Sponsoren noch relativ schwer, sich zu etablieren. Dies könnte sich durch Erfolge der deutschen Stars und eine weitere Professionalisierung des Dartssports hierzulande ändern.

“Der endgültige Durchbruch des Dartssports würde in Deutschland sicherlich spätestens dann nicht mehr gestoppt werden können, wenn auch ein deutscher Spieler große sportliche Erfolge verzeichnen kann. Ähnliche Effekte kennen wir aus dem Tennis-Boom der 1980er und 1990er Jahre, vor allem dank der Erfolge von Boris Becker und Steffi Graf sowie dem Schumi-Boom aus der Formel 1.” - Hendrik Fischer (CEO, ONE8Y)

Darts-Aufschwung auch für die Industrie

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass nicht nur die Profis vom rasanten Aufschwung des Sports profitieren, sondern auch die Industrie. In Deutschland ist der Hersteller Löwen aus Bingen am Rhein Marktführer im Bereich der elektronischen Dartscheiben. Rund 110.000 Automaten des Herstellers erwirtschaften deutschlandweit geschätzt 600 Mio. € jährlich. Zwar sind schon die meisten Gaststätten mit entsprechenden Geräten ausgestattet, die technische Revolution eröffnet aber auch hier neue Geschäftsfelder: Mit internetbasierten Spielautomaten sollen Spieler künftig Ihre (Liga-) Spiele im Fernduell austragen können, samt Kameras, Sensoren und Fernschiedsrichtern. Dies wird sicherlich auch dazu führen, dass mehr Menschen sich für den Sport begeistern können, insbesondere technik- und digital-affine junge Menschen.

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Darum boomt Darts: Die Erfolgsfaktoren zusammengefasst

Zwei Spieler, die Pfeile auf eine Scheibe werfen – so weit, so gut. Doch welche Faktoren haben zum Siegeszug des Darts geführt? Wir haben für Euch einige Erfolgsfaktoren identifiziert, die dafür sorgen, dass die Mitgliederzahlen steigen, die Hallen gefüllt sind und die TV-Bildschirme angeschaltet werden:

  • Relativ einfache und klare Regeln und dadurch leicht zu erlernen sowie niedrige Eintrittsbarrieren (kostengünstiges Material, fast jederzeit und überall ausübbar)
  • Hohe Ereignisdichte und Dynamik während eines Spiels, spannende Spielverläufe mit häufigen Führungswechseln sowie hohem Potential an Spielwendungen
  • Extravagante und schillernde Darts-Stars mit einprägsamen Spitznamen, ausgefallenen Frisuren und eigenen Einlaufsongs, mit denen sich die Fans identifizieren
  • Positive Party-Stimmung mit bunten Kostümen, Fangesängen und ausgelassener Bierzelt-Atmosphäre
  • Treue, enthusiastische und leidenschaftliche Fans, die die Halle zum Kochen bringen und nahe am Geschehen dran sind
  • Die perfekte Übertragungs-Zeit zwischen Jahresende und Neujahr (Fußball-Winterpause, keine WM oder EM, keine olympischen Spiele, etc.)
  • Vielfältigkeit durch verschiedene Spielmodi (501, 301, Shanghai, Cricket, Round the Clock, 120, Fußball, Mickey Mouse, Killer, Blinde Kuh)
  • Ein Spiel für die breite Gesellschaft, das jeder schon mal gespielt hat – egal ob jung, alt, arm oder reich – und auch für Quereinsteiger geeignet

“Die Symbiose aus Einfachheit, Dynamik, positiver Stimmung durch enthusiastische Fans, perfekter moderner medialer Inszenierung und glamouröse Dartsstars hat Darts den Weg vom Kneipensport zum Millionenereignis geebnet.” - Hendrik Fischer (CEO, ONE8Y)

Diese und weitere Faktoren führen zu einer steigenden Beliebtheit und einer durchmischten Fanschicht. Darts ist also auf dem besten Weg, sich endgültig und langfristig auf der deutschen Sportlandschaft etablieren zu können. Und doch: Oft ist Darts noch mit der Betitelung als „Kneipensport“ behaftet, teilweise wird sogar gänzlich der Status „Sportart“ abgesprochen. Angesichts der oben aufgeführten Faktoren, sowie dem Trainieren motorischer Fähigkeiten als Prämisse für den Erfolg, dem sportlichen Wettkampf und der medialen Akzeptanz ist diese Diskussion mittlerweile hinfällig. Insbesondere andere vergleichbare Schieß- oder Zielsportarten (Bogenschießen, Sportschießen etc.) können von der medialen Inszenierung und Vermarktung des Darts sicherlich lernen. Allerdings bleibt festzuhalten, dass Darts im Vergleich zu diesen Sportarten relativ leicht und kostengünstig auszuführen ist (z.B. zuhause und in der Kneipe). Dies begünstigt eine Identifikation der Zuschauer mit den Stars deutlich. Und wer weiß: Vielleicht stößt der Dartssport in Deutschland schon bald mit einem Erfolg eines deutschen Spielers in ganz neue Sphären vor...