Tauziehen, "Werdi" & Pizarro: Zehn Fakten, die jeder Bremer kennen sollte
Der SV Werder Bremen zählt zu den 15 größten Sportvereinen in Deutschland, in der Vitrine stehen nationale und internationale Trophäen. Doch was wisst ihr alles über den „Deutschen Meister vom Weserstrand“? Hier kommen unsere zehn Fakten zu Grün-Weiß.
Fakt 1: Der Stärkere… gründet einen Fußballverein
Wenn man heute „loszieht, um einen Fußball zu holen“, dann peilt man meist das nächste Sportgeschäft an. Ende des 19. Jahrhunderts jedoch nahm eine Gruppe 16-Jähriger das Unterfangen wörtlich. Die Schüler bestritten einen Tauziehwettbewerb, gewannen – und erhielten zur Belohnung einen Fußball. Mit dem kickten sie am Stadtwerder von Bremen, einer Halbinsel zwischen Weser und Kleiner Weser. Im Februar 1899 gründeten sie dann den FV Werder Bremen. Nur drei Jahr später gewann der Verein die Meisterschaft in allen drei der damaligen Bremer Spielklassen.
Fakt 2: Werder-Mitglied? Aber bitte mit Bildung
Vom „Volkssport“ war der Fußball bei Werder Bremen zu Beginn noch ein Stück entfernt. Mitglied im Verein konnten nur Männer höheren Bildungsgrads werden. Es dauerte bis zum Jahr 1919, bis auch Frauen willkommen waren. Anschließend öffnete man sich auch neuen Sportarten. Im 1920 in „Sportverein Werder Bremen“ umbenannten Verein konnte man auch Leichtathletik, Tennis, Baseball oder Cricket betreiben. Oder Denksport: Schach gehörte ebenfalls zum Angebot.
Fakt 3: Namen wechsel dich
Während der Nazi-Zeit blieb der Sportverein Werder Bremen bestehen, nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er jedoch aufgelöst. Aus den beiden im NS-Regime verbotenen Vereinen TV Vorwärts und Frei Schwimmer 1910 wiederum entstand zu dieser Zeit der TuS Werder 1945. Der benannte sich ein Jahr später in SV Grün-Weiß 1899 Bremen um. Die Besatzungsmächte störten sich jedoch an der „1899“ im Namen, da sie zu stark an die Bezeichnung des Vereins während des Zweiten Weltkriegs erinnerte. Seit damals heißt der Verein SV Werder Bremen.
Fakt 4: Nummer 1 bei den Bundesligaspielzeiten
„Noch“, muss man direkt einschränkend hinzufügen. Das Bundesliga-Urgestein Werder Bremen bringt es auf 57 Spielzeiten im deutschen Oberhaus. Zur Saison 2021/22 hat Bayern München ebenso viele absolviert. Und während sich noch rausstellen muss, wann Werder seine nächste Saison in der 1. Bundesliga bestreitet, dürfte als einigermaßen gesichert gelten, dass der deutsche Rekordmeister auch im kommenden Jahr erstklassig ist. Nur bei Aufstieg könnte Bremen also schritthalten.
Fakt 5: In Liga 2 eine Klasse für sich
1979/80 stieg Werder Bremen in die 2. Bundesliga Nord ab. Dort blieb man jedoch nur ein Jahr – und verabschiedete sich mit einem Knall. Mit 68:16 Punkten wurde man Zweitligameister. Umgerechnet auf die Dreipunkteregel wären das 98 Punkte, so viel, wie seitdem kein anderer Zweitligist erreicht hat. Allerdings hatte Werder auch 42 Spieltage Zeit für diese Ausbeute. Damals gab es 22 Mannschaften im deutschen Unterhaus. Zu den herausragenden Spielern bei Bremen zählten der ehemalige Nationalspieler Erwin Kostedde, der mit 29 Treffern Torschützenkönig wurde, oder Dieter Burdenski. Der Torwart ist mit wettbewerbsübergreifend 580 Einsätzen für Grün-Weiß Rekordspieler des Vereins.
Fakt 6: Ein Rekord zum Gähnen
Rekord zum Dritten: In der Saison 2020/21 spielte Werder fünfmal in Folge 1:1. Mit diesem Ergebnis trennte man sich nacheinander von Freiburg, Hoffenheim, Frankfurt, Köln und zuletzt Bayern. Eine solche Serie hatte in der Bundesliga zuvor nur Bayer Leverkusen in der Saison 1980/81 hingelegt. „Jetzt haben wir wahrscheinlich den zweitlangweiligsten Rekord der Bundesliga-Geschichte“, meinte der damalige Trainer Florian Kohfeldt. „Noch langweiliger ist es nur, am längsten 0:0 zu spielen.“
Fakt 7: Die Wunder von der Weser
Eigentlich erstaunlich, dass gerade Werder Bremen Inhaber des langweiligen 1:1-Rekords ist. Immerhin standen die Kicker von der Weser jahrelang für Spektakel – und sogar echte Fußballwunder. Geboren wurde der Mythos in der Saison 1987/88. Im UEFA-Cup unterlag man Spartak Moskau auswärts mit 1:4. Im Rückspiel egalisierten zweimal Frank Neubarth (4./10. Minute), Frank Ordenewitz (25.) und Gunnar Sauer (78.), bei einem Gegentor von Fedor Cherenkov (71.), das Ergebnis. In der Verlängerung führten Karl-Heinz Riedle (101.) und Manni Burgsmüller (109.) die Entscheidung herbei. Daran änderte auch das 2:6 durch Wiktor Pasulko (110.) nichts mehr.
Seitdem schaffte es Bremen einige Male, aus schier aussichtslosen Situationen zurückzuschlagen. Etwa 1988/89 im Landesmeisterpokal beim 5:0 über den DDR-Meister Berliner FC Dynamo (Hinspiel 0:3) oder 1993 in der Champions League beim 5:3 gegen Anderlecht (0:3 zur Pause). Olympique Lyon besiegte man 1999 im UEFA-Cup mit 4:0 (Hinspiel 0:3)
Fakt 8: Größte Erfolge in den 1980er und 90er Jahren
Werder zählt zu den erfolgreichsten Vereinen Deutschlands. Das liegt in erster Linie an den 1980er und 90er Jahren, als man zwei seiner vier Meisterschaften und vier seiner sechs Pokalsiege einfuhr. 1992 holte Werder zudem den Europapokal der Pokalsieger. Den größten Erfolg feierte man allerdings rund zehn Jahre später, als das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg gelang. Der letzte große Titel liegt nun aber schon ein paar Jahre zurück. 2009 schoss ein gewisser Mesut Özil seiner Bremer zum 1:0-Pokalsieg über Bayer Leverkusen.
Schon der Halbfinalesieg gegen den großen Nordrivalen HSV war ein echtes Fest für die Bremer. Zum Helden wurde Torwart Tim Wiese.
Fakt 9: Klangvolle Namen – und ein Torjäger
Nicht nur beim Gedanken an Mesut Özil werden Werder-Fans in der aktuellen Lage wohl ein wenig wehmütig. Den DFB-Pokal-Sieg tüteten damals auch Diego, Naldo, Torsten Frings oder eben Wiese ein. Und natürlich hatte Claudio Pizarro schon seine Füße im Spiel. Der Peruaner ging damals in Berlin leer aus. Ansonsten knipste er aber nach Belieben: Mit 153 Treffern in 320 Partien für Bremen ist er Werders Rekordtorschütze.
Fakt 10: Kein Glücksbringer am Spielfeldrand
Werders jüngster Abstieg hat zweifellos sportliche Gründe, doch wer weiß – geschadet hätte es vielleicht nicht, Fortuna mit einem echten Glücksbringer auf seine zu ziehen. Als einer der wenigen Profivereine verzichtet Bremen aber auf ein Maskottchen. Dabei stand lange Jahre Heidschnucke Pico an der Seitenlinie, benannt nach Werder-Legende Pico Schütz. Auf den Vierbeiner folgte 1994 die Möwe „Werdi“. Die hielt sich aber nur ein paar Jahre im Weserstadion und machte 2000 schon wieder den Abflug. Seitdem gibt es keine tierische Unterstützung mehr an der Seitenlinie. Übrigens: Bei Werdis erstem Auftritt steckte Stürmer Arie van Lent im Vogelkostüm. Er soll seine Sache ähnlich gut gemacht haben wie sonst vor dem gegnerischen Kasten.