Andy Roddick: Alcaraz hat mich in Wimbledon geschockt
In seiner ersten Kolumne als Betways globaler Tennis-Botschafter, blickt Andy Roddick auf Wimbledon zurück und inwieweit mehr Technologie Einwirkung auf das Turnier haben könnte.
Ich freue mich riesig, Betways neuer globaler Tennis-Botschafter zu sein. Ich werde meine Ansichten zu allen wichtigen Tennisturnieren des Jahres auf Betway Insider teilen.
Die Tennis-Saison war bis hierhin fantastisch und Wimbledon hat sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen tolle Geschichten geschrieben.
Alcaraz ist ein besonderer Spieler
Das Resultat des Wimbledon-Endspiels der Männer hat mich schockiert.
Vor zwei Monaten hätte keiner gedacht, dass Novak ein Spiel auf Rasen verliert. Seine Dominanz auf diesem Belag wurde in den letzten 10 Jahren meiner Meinung nach nicht genug gewürdigt.
Rasen ist ein Tennisbelag, auf dem ein junger Spieler in der Regel einige Zeit braucht, um ihn zu verstehen, aber Alcaraz ist ein besonderer Spieler.
In der 1. Runde von Queen's hatte er seine Probleme und man hatte zunächst den Eindruck, als wäre Rasen nicht unbedingt sein Belag. Zum Ende des Turniers sah es jedoch so aus, als würde er schon 10 Jahre Rasenplatzturniere spielen.
Im 5. Satz des Wimbledon-Finales war Djokovic das erste Mal seit langem im Hintertreffen. Die Art wie Alcaraz Geschwindigkeit aufnahm, seine Schultern eingesetzt und seinen Kontrahenten unter Druck gesetzt hat, war sehr beeindruckend.
Die Ära der Großen Drei geht nun langsam zu Ende. Eine Zeit, die wir im Tennis wohl nicht mehr erleben werden. Und jetzt kommt Alcaraz daher und scheint die Tenniswelt auf den Kopf zu stellen, denn einen so dominanten Spieler habe ich so schnell nach der oben genannten Ära nicht erwartet.
Dieser Junge ist ein Supertalent. Er wird meiner Meinung nach nicht nur zweistellige Grand Slams holen, ihm zuzuschauen macht mir zudem sehr viel Spaß – so wie wahrscheinlich seit meiner aktiven Karriere nicht mehr.
Die unfassbare Transformation von Djokovic
Novaks Fortschritte, allein von der physischen Kompontente, hat man so im Profisport noch nicht gesehen.
Als ich gegen Djokovic gespielt habe – und meine Bilanz gegen ihn ist solide – habe ich immer versucht, lange Ballwechsel zu forcieren. Heutzutage ist diese Taktik die falsche Wahl, denn es ist gegen ihn fast sicher, den Punkt dann zu verlieren.
Wie er auf seinen Körper achtet, was Training und Ernährung angeht, ist einmalig. Er ist in all den Jahren immer extrem professionell geblieben.
Mit all diesen Analysen hat er eine vermeintliche Schwäche in eine große Stärke umgewandelt – in dieser Form sicher einmalig im professionellen Tennis. Ich ziehe davor meinen Hut.
Es wird eigenartig sein, wenn Novak die internationale Tennisbühne verlässt. Irgendwie war es normal, die großen Spieler unseres Sports für eine so lange Zeit spielen sehen zu dürfen.
Meine Botschaft an Jabeur
Es tat mir für Ons in Wimbledon leid.
Sie ist ein tolle Spielerin und Persönlichkeit und ihre eigene Lebensgeschichte ist unglaublich. Sie kommt aus Tunesien und repräsentiert diesen Teil der Welt. Dabei ist sie so dynamisch und selbstbewusst, worauf sie sehr stolz sein kann.
Ich habe ihr nach dem Finale eine Nachricht geschickt und gesagt: „Wir können uns gerne mal unterhalten, denn ich kenne deine Situation. Ich habe mehr Vertrauen, dass du eines Tages Wimbledon gewinnen wirst, als ich es von mir und meinem Wimbledon-Traum hatte.”
Ich hoffe einfach, dass sie jetzt nichts überstürzt. Atme tief durch, nimm eine kleine Auszeit, bereite dich dann weiter vor und halte dich fit. Es sind immer noch ein paar Wochen bis zu den US Open.
Sie ist jemand, der ich einen Grand Slam Titel von Herzen gönnen würde.
Es ist an der Zeit für mehr Technologie
Ich habe mich noch nie für mehr Technologie im Tennis eingesetzt, es gab allerdings zu viele Fehlentscheidungen in Wimbledon.
Ein Spieler sollte nie den Job des Schiedsrichters übernehmen müssen und gleichzeitig ein Spiel bestreiten. Dies ist nicht Aufgabe des Spielers.
Hätte Andy Murray gegen Stefanos Tsitsipas eine Entscheidung bei Breakball angefochten, wäre das Spiel eventuell ganz anders gelaufen. Über so etwas sollte man als Spieler nicht nachdenken müssen, kurz bevor man einen Return vorbereitet.
Ich weiß, viele Leute sagen: „Es ist Tradition, so wie es schon immer hier war.“ Nun ja, wir haben auch mal Videokassetten ausgeliehen. Zeiten ändern sich und Technologien haben sich verbessert.
Ich bin der Meinung, dass wir mit richtigen Entscheidungen, die zu jeder Zeit getroffen werden, nichts vermissen.