Deutschland gehört nicht zu den übriggebliebenen Mannschaften, wobei das Ausscheiden maximal unglücklich war. Das Handspiel von Cucurella wird in die EM-Geschichte eingehen und wahrscheinlich auch in 50 Jahren noch als DAS Handspiel diskutiert werden. Ansonsten kann man der deutschen Mannschaft nur ein riesiges Kompliment machen: Sie haben den größten Erfolg dadurch erreicht, dass sie sich wieder in die Herzen der deutschen Fans gespielt hat – und das ist eigentlich mehr wert als ein bloßes Ergebnis. Im Gegensatz zu den Ausscheiden bei den letzten großen Turnieren hat die Mannschaft jetzt auch wieder Perspektive hinsichtlich des nächsten Turniers 2026. 
 

Gewisser Trend erkennbar 

Ansonsten scheint sich so ein gewisser Trend zu manifestieren, dass die Teams, die auf Ergebnis spielen können, die Nase vorn haben: siehe England und Frankreich sowie in Teilen auch die Niederlande. Von allen Halbfinalisten sind die Spanier noch die, die bis jetzt den attraktivsten Fußball spielen. Trotzdem muss sich keine der vier Nationen dafür entschuldigen, in der Runde der letzten vier zu stehen. Dementsprechend ist auch allen zuzutrauen, das Turnier am Ende zu gewinnen. Ich sehe da keinen klaren Favoriten. 

 

Spanien – Frankreich  

Das was die Franzosen bisher spielen ist fast schon zynisch. Wie man mit so einer extremen Qualität so einen rein ergebnisorientierten Fußball spielen kann ist auch schon eine Kunst. Ich habe aber das Gefühl, dass sie von den Spaniern jetzt sehr gefordert werden, auch wenn die durch Sperren und Verletzungen ihre siegreiche Formation aus dem Deutschlandspiel etwas umbauen müssen. Fußballerisch haben die Iberer mehr gezeigt im Verlaufe dieses Turniers – in ihrem Fall ging die offensive Stärke nicht auf Kosten defensiver Stabilität. Und doch hat Deutschland gezeigt, wie und wo die „Furja Roja“ verwundbar ist. Ich gehe davon aus, dass Didier Deschamps sich diese 120 Minuten nochmal genau zu Gemüte geführt und seine Schlüsse daraus gezogen hat. Daher erwarte ich ein sehr enges und offenes Fußballspiel. 

 

Niederlande – England  

Das zweite Halbfinale scheint mir deutlich emotionaler, zumal es auch noch in Dortmund stattfindet. 30.000 Engländer, 30.000 Niederländer – da wird die Post abgehen. Sportlich ist der Umstand, dass die Engländer plötzlich auch Elfmeterschießen können, sicherlich einer, der in diesem Vergleich nicht schadet. Ich bin der festen Überzeugung, dass die „Three Lions“ noch nicht alles gezeigt haben – auch nicht alles zeigen mussten – was sie können. Das macht sie vielleicht zum hauchzarten Favoriten. Oranje hat gegen Rumänien ein sehr gutes Achtelfinale gespielt und hatte gegen die Türkei sehr starke zehn Minuten, musste in diesem Spiel aber trotzdem extrem leiden. Die Niederländer streben nach dem ersten Titel seit 1988, England seit dem Wembley-Tor 1966. Das sind gewaltige Anziehungspunkte für beide Mannschaften und macht diese Partie ungeheuer reizvoll. 

 

 

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