Champions League: Monopoly der Fußball-Elite
Schießt Geld Tore? Blickt man auf die Champions-League-Sieger der vergangenen Jahre, liegt dieser Schluss zumindest nahe. Der Titel scheint wenigen vorbehalten – bis auf ein paar Überraschungen.
Kommt sie, oder kommt sie nicht, die europäische Superliga? Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass die Schwergewichte im europäischen Club-Fußball einen neuen Wettbewerb ins Leben rufen wollen. Zuletzt sind diese Spekulationen noch einmal konkreter geworden. Neben den Namen der mutmaßlich beteiligten Clubs sind sowohl ein möglicher Spielmodus als auch ein Finanzierungsplan an die Öffentlichkeit gelangt. Sogar einen Starttermin soll es schon geben.
Ein Spektakel an jedem Wochenende, jubeln die Befürworter der Superliga. Nach dem achten Mal nutzt sich selbst Real Madrid gegen Manchester United ab, befürchten die Kritiker und betonen, dass eine Superliga die nationalen Wettbewerbe entwerten würde. Argumente gibt es für beide Seiten. Doch haben wir nicht eigentlich schon längst eine Superliga? betway Sportwetten analysiert …
Die Champions League ist nicht nur dem Namen nach einem ganz elitären Kreis vorbehalten, wobei das Teilnehmerfeld ja längst über die Landesmeister hinausgeht. Die Eintrittskarte für Europas prestigeträchtigsten Club-Wettbewerb ist das eigene Bankkonto, bzw. der dadurch finanzierte Luxuskader.
Warten auf die Überraschung
Wobei, ganz korrekt ist das nicht. Zumindest in der Gruppenphase der UEFA Champions League mischen auch kleinere Clubs regelmäßig im Konzert der Großen mit. Ins Achtelfinale aber stoßen nur wenige vor, ins Viertelfinale und weiter kaum mal ein Außenseiter. Und die Zeiten, in denen Underdogs endgültig für faustdicke Überraschungen gesorgt haben, liegen fast zwei Jahrzehnte zurück: 2004 holte der FC Porto unter José Morinho den Henkelpott im Finale gegen den AS Monaco.
Marktwerte der Topspieler nach der Saison 2003/2004
- FC Arsenal: Thierry Henry, 45 Millionen Euro
- Manchester United: Ruud van Nistelrooy, 45 Millionen Euro
- Real Madrid: Ronaldo, 45 Millionen Euro
- FC Chelsea: Frank Lampard, 34 Millionen Euro
- Bayern München: Michael Ballack, 30 Millionen Euro
- FC Porto: Ricardo Carvalho, 30 Millionen Euro
- AC Mailand: Andriy Shevchenko, 28 Millionen Euro
- Juventus Turin: Pavel Nedved, 28 Millionen Euro
- Olympique Lyon: Michael Essien, 23 Millionen Euro
- Deportivo La Coruna: Albert Luque, 20 Millionen Euro
- AS Monaco: Ludovic Giuly, 15 Millionen Euro
- Real San Sebastian: Nihat Kahveci: 12 Millionen Euro
- VfB Stuttgart: Kevin Kuranyi, 8 Millionen Euro
- Celta Vigo: Juanfran, 7,5 Millionen Euro
- Lokomotive Moskau: Marat Izmailov, 6 Millionen Euro
- Sparta Prag: Karel Poborský, 3 Millionen Euro
(Stand: 04.10.2004)
Seitdem hat sich bei den Graveuren eine gewisse Routine beim Verzieren des Pokals eingeschlichen: fünfmal der FC Barcelona, viermal Real Madrid, zweimal der FC Bayern München und der FC Liverpool sowie je einmal FC Chelsea, Manchester United und die beiden Mailänder Clubs Inter und AC. Mit Ausnahme der italienischen Vertreter haben sie eines gemeinsam. In der Rangliste der wertvollsten Kader Europas sind alle in den Top 10 vertreten.
Die Mannschaft des FC Liverpool hat gar eine magische Schallmauer durchbrochen: Mit 1,1 Milliarden schlägt der Team-Wert der Reds zu buche. Allein je 120 Millionen Euro entfallen auf Sadio Mané und Mohamed Salah, Trent Alexander-Arnold bringt es auf einen Marktwert von 110 Millionen Euro.
Erfolg also garantiert? Dass wirtschaftliche Voraussetzungen den Weg an die Spitze erleichtern, ist nicht wegzudiskutieren. Unter den 16 Achtelfinalisten der laufenden Champions-League-Saison finden sich acht Clubs wieder, deren Kader zu den zehn wertvollsten der Welt zählen. Lediglich Manchester United (769,35 Millionen Euro, Platz 8) und Tottenham Hotspur (742,55 Millionen Euro, Platz 9) sind nicht bzw. nicht mehr im Wettbewerb vertreten.
Womit wir beim Thema sind, denn ganz so einfach ist die Rechnung auch wieder nicht. Hinter dem FC Liverpool rangiert nämlich Manchester City mit einem Kaderwert von 1,06 Milliarden auf Rang zwei. Für den Sieg in der europäischen Königsklasse aber hat es für die Skyblues trotz einiger Anläufe selbst unter Pep Guardiola noch nicht gereicht.
All-in für den Titel
Ähnlich groß – und genauso vergeblich – ist die Sehnsucht nach dem Titel bei Paris Saint-Germain. Der Kader der Franzosen wird in den Top 10 mit einem Wert von 870 Millionen Euro auf Rang vier geführt. Immerhin stieß man 2019/20 bis ins Finale der Champions League vor, musste dann aber Bayern München den Vortritt lassen. Deren Kader wird mit einem Wert von 891,4 Millionen Euro auf Rang drei gelistet – ohne einen Spieler, der zu den zehn wertvollsten der Welt gehört. Serge Gnabry ist mit einem Marktwert von 90 Millionen Euro auf Platz 13 immerhin in Sichtweite.
Apropos Paris: Rund um den Prinzenpark zeigt sich, dass auch Mega-Transfers nicht zwangsläufig auf den europäischen Thron führen. Sagenhafte 180 Millionen Euro investierte man einst in Kylian Mbappé, gar die Fabelsumme von 222 Millionen in Neymar. Es folgten nationale Titel am Fließband – aber kein Champions-League-Triumph. Ob der zuletzt für 50 Millionen Euro verpflichtete Mauro Icardi daran etwas ändern wird?
Im großen Stil hat der FC Chelsea vor der laufenden Saison aufgerüstet. 247,2 Millionen Euro ließen sich die Londoner ihr neues Personal kosten, 80 Millionen Euro überwies man für Königstransfer Kai Havertz nach Leverkusen. Manchester City nahm 171,8 Millionen Euro in die Hand, unter anderem 68 Millionen Euro für Verteidiger Rúben Dias. Ebenfalls im dreistelligen Millionenbereich bewegten sich die Ausgaben des FC Barcelona (119 Millionen Euro, davon 72 Millionen Euro für Arthur) und Juventus Turin (110,2 Millionen Euro, davon 60 Millionen Euro für Miralem Pjanic).
Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb der Champions League?
Solche Zahlen belegen, dass selbst innerhalb der Champions League eine gewaltige Lücke klafft. Zum Vergleich: Achtelfinalist Borussia Mönchengladbach verstärkte sich mit Valentino Lazarao und Hannes Wolf, für die 1,2 bzw. 1,5 Millionen Euro Leihgebühr fällig werden. Der FC Porto verpflichtete Evanilson für 7,5 Millionen Euro.
Wie man mit vergleichsweise kleinen Mitteln dennoch die Großen ärgern kann, zeigten deutsche Vereine in der Gruppenphase. In Gruppe B belegte zwar Real Madrid (Kaderwert 802 Millionen Euro) abschließend Platz 1, Platz 2 aber sicherte sich Borussia Mönchengladbach (Kaderwert 343,13 Millionen Euro). Bei Inter Mailand (Kaderwert 607,3 Millionen Euro) reichte es nicht einmal für die Qualifikation zur Europa League.
Ein ähnliches Kunststück gelang RB Leipzig, das mit einem Kaderwert von 552,68 Millionen im unteren Mittelfeld der Achtelfinalisten steht. In Gruppe H musste man Paris Saint-Germain den Vortritt lassen, setzte sich aber gegen das 769,35 Millionen Euro schwere ManU durch.
Gut gekauft vs. gut gearbeitet
Vollends beeindruckend werden die Leistungen, wenn man nicht den aktuellen Kaderwert anschaut, sondern das Geld, das in den letzten Jahren in den Aufbau der jeweiligen Mannschaft geflossen ist. Im Fall von Manchester United (ca. 680 Millionen Euro) haben überhaupt nur zwei andere Teams mehr investiert. Inter Mailand bringt es noch auf knapp 300 Millionen Euro. RB Leipzig reichten dagegen weniger als 150 Millionen Euro, um einen Kader zusammenzustellen, der heute beinahe das Vierfache wert ist. Und Gladbach? Die Fohlen haben rund 120 Millionen Euro für ihren 343,13 Millionen-Euro-Kader ausgegeben.
Wenn der Ball Mitte Februar wieder rollt, wird es, allen ungleichen Voraussetzungen zum Trotz, also spannend bleiben in der Champions League. Schlagen 1,1 Milliarden Euro (FC Liverpool) dann 552,68 Millionen Euro (RB Leipzig)? Müssen 357,3 Millionen Euro (Lazio Rom) überhaupt bei 891,4 Millionen Euro (Bayern München) antreten? Reichen 100 Millionen Euro (Erling Haaland, Borussia Dortmund) gegen 50 Millionen Euro (Jules Koundé, FC Sevilla)?
Überraschungen scheinen zumindest nicht ausgeschlossen. Die Hoffnung darauf nährte zuletzt Ajax Amsterdam (Kaderwert 342,55 Millionen Euro), das 2018/2019 erst in einem dramatischen Halbfinale an Tottenham Hotspur scheiterte. Dass sich allerdings ein Coup wie der des FC Porto 2004 wiederholen kann – daran mag man im Moment dann doch nicht so recht glauben. Vielleicht braucht es ja doch eine Superliga, damit sich die Kräfteverhältnisse an anderer Stelle verschieben.
(Alle Daten von Transfermarkt.de)
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