Lewandowski schoss während seiner erfolgreichen Zeit bei Bayern München 344 Tore in 375 Spielen und gewann acht Meisterschaften in Folge sowie die Champions League. Bei der Wahl zum Ballon d'Or wurde er jedoch immer wieder vernachlässigt, so dass er glaubte, ein Wechsel nach Spanien könnte ihm endlich zu individuellem Ruhm verhelfen.

Während seiner Zeit bei Borussia Dortmund galt Haaland als das heißeste junge Talent im Weltfußball. Doch für den norwegischen Stürmer war es immer nur ein Sprungbrett, und nun will er seine Ambitionen in der englischen Premier League verwirklichen.

Warum ist es der Liga in diesem Sommer so schwer gefallen, ihre Top-Talente zu halten? Gewinnt oder verliert die Bundesliga auf dem Transfermarkt?

 

Ein stetiger Trend

Man könnte argumentieren, dass die Abgänge von Lewandowski und Haaland Einzelfälle sind. Immerhin ist Lewandowski jetzt 33 Jahre alt und möchte eine letzte Herausforderung annehmen, nachdem er den Großteil seiner Karriere in Deutschland verbracht hat.

Haaland hingegen hatte nie vor, lange in Dortmund zu bleiben, da sein Berater eine niedrige Ausstiegsklausel in seinen Vertrag einbauen ließ.

Allerdings könnte dies auch als Teil eines allgemeinen Trends gesehen werden, der dazu führt, dass reichere Klubs in reicheren Ligen die Bundesliga plündern.

Im vergangenen Sommer verpflichtete Man Utd Jadon Sancho aus Dortmund, während Liverpool Ibrahima Konaté von RB Leipzig holte.

Die Bundesligaklubs können mit den finanziellen Möglichkeiten der Premier League nicht mithalten, und die Spieler werden von den hohen Gehältern, die sie im Ausland erzielen können, angelockt.

 

Kleinere Vereine der Premier League plündern die Bundesliga

Es ist auch nicht auf die Eliteklubs beschränkt. Wout Weghorst begann die letzte Saison für Wolfsburg in der Champions League und beendete sie als Absteiger bei Burnley.

Leon Bailey spielte bei Bayer Leverkusen, einem der Vereine in der erweiterten Spitzengruppe, wechselte dann aber ins Tabellenmittelfeld zu Aston Villa.

Leeds, das in der letzten Saison nur knapp dem Abstieg aus der Premier League entgangen ist, hat sich in diesem Sommer auch einige der vielversprechendsten Spieler von RB Leipzig geschnappt.

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Die finanziellen Mittel für strategische Investitionen

Nottingham Forest ist gerade erst in die Premier League aufgestiegen. Dennoch konnten sie Taiwo Awoniyi, der in der vergangenen Saison die fünftmeisten Tore in der Bundesliga erzielte, für 20 Millionen Euro von Union Berlin abwerben.

Auch Moussa Niakhaté und Omar Richards wurden aus der Bundesliga geholt, um sich in diesem Sommer weiter zu verstärken.

Der Aufstieg in die höchste englische Spielklasse ist laut Deloitte 170 Millionen Pfund (200 Millionen Euro) an TV-Einnahmen und Preisgeldern wert.

"Der Aufstieg in die Premier League verschafft den Vereinen die finanziellen Mittel, um strategische Investitionen zu tätigen", so Sam Boor, Senior Manager der Sports Business Group von Deloitte, in einer Pressemitteilung.

Bundesligaklubs wie Union Berlin können von einem solchen Geldsegen nur träumen.

 

Hält das deutsche Eigentümermodell die Vereine zurück?

1998 wurde in Deutschland das berühmte "50+1"-Modell eingeführt. Es besagt, dass der eingetragene Verein selber mindestens 50 %  plus eine Aktie besitzen muss.

Es beschränkt kommerzielle Investitionen auf eine Minderheitsbeteiligung an berühmten Mannschaften wie Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen.

In England gibt es keine solche Regel, wo russische Oligarchen, Staatsfonds aus dem Nahen Osten und US-Hedgefonds die Kontrolle über die Vereine der Premier League übernommen haben.

Die engagiertesten Besitzer haben viel investiert, um Mannschaften wie Chelsea und Manchester City zu Ruhm zu verhelfen. Sie haben viele der besten Spieler der Welt nach London, Manchester und Liverpool gelockt, was dazu beigetragen hat, das Profil der Premier League zu schärfen.

Dies hat einen positiven Kreislauf in Gang gesetzt. In der Saison 2019/20 sahen nach Angaben von EY 3,2 Milliarden Zuschauer die Spiele der Premier League. Das hat zu immer lukrativeren Übertragungs- und Sponsorenverträgen geführt, die die Transferbudgets der Vereine in die Höhe treiben.

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Die Nachteile des englischen Modells

Das englische Modell hat natürlich auch seine Schattenseiten. Für jedes Man City und jeden Chelsea gibt es ein Manchester United und ein Arsenal - Mannschaften, deren Fans die raffgierigen Kapitalisten verabscheuen, die die Kontrolle übernommen haben und die Klubs wie Cash Cows behandeln.

Nach dem letztjährigen Debakel in der Super League haben die englischen Fans eine Petition zur Einführung des in Deutschland eingeführten 50+1-Modells gestartet.

"Es ist ein enormes Maß an Kontrolle, denn wenn Sie einen Verein leiten, sagen wir, Sie sind der Herr Kroenke (Arsenal-Eigentümer) oder Herr Glazer (Man-Utd-Eigentümer), können die Mitglieder Sie bei der nächsten Jahreshauptversammlung abwählen", sagte Bundesliga-Experte Raphael Honigstein in einem Fernsehinterview mit BT Sport.

 

Der Kampf um die finanzielle Wettbewerbsfähigkeit

Das 50+1-Modell könnte jedoch dazu führen, dass die Bundesliga auf der europäischen Bühne nicht mehr mithalten kann, insbesondere nach der finanziell verheerenden Corona-Pandemie.

Der einzige Verein, der mit Man City, Liverpool und Chelsea mithalten kann, ist PSG, der vom katarischen Staat finanziert wird.

Spanien hat ein ähnliches Eigentumsmodell wie Deutschland und läuft ebenfalls Gefahr, abgehängt zu werden. Der FC Barcelona war letztes Jahr praktisch bankrott, weil er sich finanziell übernommen hatte, und konnte Lewandowski erst verpflichten, nachdem er von Goldman Sachs einen Kredit in Höhe von 1 Milliarde Dollar erhalten hatte.

 

Dortmund setzt auf die Jugend

Was können die Bundesligisten tun, um zu konkurrieren? Dortmund verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie portugiesische Mannschaften wie Porto und Benfica: vielversprechende junge Spieler kaufen, sie ein paar Jahre später gewinnbringend weiterverkaufen, und wieder von vorne anfangen.

Der Verein hat mit dem Verkauf von Jadon Sancho an Man Utd einen riesigen Gewinn gemacht und in diesem Sommer mit Haaland einen weiteren Coup gelandet.

Jude Bellingham, der junge Mittelfeldspieler, der 2020 für 25 Millionen Euro von Birmingham City geholt wurde, ist jetzt mehr als 100 Euro wert.

Diese Strategie hat sich als recht effektiv erwiesen, hat aber auch ihre Grenzen. Die hohe Fluktuation der Spieler ist schlecht für die Kontinuität, und Borussia Dortmund hat sich in den letzten zehn Jahren schwer getan, die Dominanz der Bayern ernsthaft herauszufordern.

 

Bayern stemmt sich gegen den Trend

Die Bayern sind der einzige Bundesligaklub, der in den letzten Jahren in Europa noch immer eine tragende Rolle spielt. In der UEFA-Klubwertung rangiert er derzeit auf Platz 1, noch vor Liverpool, Man City, Real Madrid und Chelsea.

Forbes stuft ihn außerdem als den fünftwertvollsten Fußballverein der Welt ein, nach Real Madrid, Barcelona, Man Utd und Liverpool.

Der Erfolg des Vereins ist auf die umsichtige Führung zurückzuführen, die Vorstandsmitglieder wie Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic im vergangenen Jahrzehnt an den Tag gelegt haben.

Bayern wirkt wie ein Vakuum, das die besten Talente aus ganz Deutschland ansaugt. Während ihrer zehnjährigen Dominanz haben sie Lewandowski, Mario Götze und Mats Hummels aus Dortmund, Leon Goretzka von Schalke, Joshua Kimmich und Dayot Upemecano von RB Leipzig, Benjamin Pavard aus Stuttgart und Serge Gnabry von Werder Bremen verpflichtet.

Der Verein zahlt selten zu viel für teure Talente aus dem Ausland und hat sich mehrere Spieler entgehen lassen, weil er mit den in England gebotenen Gehältern nicht mitzieht. Stattdessen schwächt er die heimischen Konkurrenten und stärkt seine eigenen Reihen, indem er sich deren beste Spieler schnappt.

Diese sind oft froh, zu den Bayern zu wechseln, wo ihnen Trophäen so gut wie garantiert sind. Dennoch ist der Verlust von Lewandowski, der in den vergangenen acht Jahren das Aushängeschild der Mannschaft war, zweifelsohne ein schwerer Schlag. Einst hätten die Bayern ihn durch Haaland ersetzt, aber der Norweger konnte der Verlockung von Man City nicht widerstehen.

 

Könnte die Ankunft von Mané das Blatt wenden?

Allerdings haben die Bayern in diesem Sommer einen beachtlichen Neuzugang getätigt und Sadio Mané für 41 Millionen Euro vom FC Liverpool losgeeist.

Der senegalesische Stürmer war in den letzten Jahren einer der besten Spieler in der Premier League und ist immer noch auf dem Höhepunkt seiner Kräfte.

Es war ein bemerkenswerter Coup für die Bayern, der zeigt, dass die Bundesliga noch immer eine große Anziehungskraft hat. Natürlich hat der Verein vor ein paar Jahren auch Leroy Sané von Man City verpflichtet, aber er ist ein deutscher Spieler, so dass die Ankunft von Mané noch mehr Symbolkraft hat.

Champions League: Wer sind die Favortien?

Betway bietet derzeit eine Quote von 8,50 für den Gewinn der Champions League durch Bayern München in der nächsten Saison. Damit liegen sie in den Wetten nur noch hinter Man City, Liverpool und PSG.

Wenn sie es schaffen sollten, würde das darauf hindeuten, dass die Bundesliga auf dem Transfermarkt gewinnt. Man muss nicht unbedingt unverschämt viel Geld ausgeben, um eine starke Mannschaft aufzubauen, wie die Bayern in den letzten Jahren bewiesen haben.

Die Bundesliga muss noch wettbewerbsfähiger werden. Dortmund hat in diesem Sommer mit Sébastian Haller, Karim Adeyemi, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle einige interessante Zugänge auf dem Transfermarkt getätigt. Damit soll die Lücke, die Haaland hinterlässt, geschlossen und die Abwehr, die in der vergangenen Saison die Achillesferse der Mannschaft war, gestärkt werden.

Wenn es gelingt, die Bundesliga zu einem Zweikampf zu machen, würde dies das Interesse wecken, die Zuschauerzahlen erhöhen und schließlich mehr Einnahmen generieren, was den Vereinen helfen würde, sich gegen ihre Konkurrenten aus der Premier League zu wehren. Vielleicht könnte Union Berlin dann anfangen, die besten Spieler von Nottingham Forest zu verpflichten.

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